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5 Expertenantworten zum Thema Schwellenländer

Die Schwellenländer haben 2016 einen Großteil der Turbulenzen hinter sich gelassen und können 2017 insgesamt wachsen.

Antti Raappana ist Chefportfolioberater für Danske Invest mit Fokus auf Schwellenländeraktien. Nachfolgend erläutert er das Umfeld im Jahr 2016 und gibt seine Einschätzung, was Anleger von der Entwicklung der Schwellenländer - also den neuen Volkswirtschaften unter anderem in Asien und Lateinamerika - im kommenden Jahr erwarten können.

1. Wie haben sich die Schwellenländer 2016 entwickelt?
"Nach einem turbulenten Jahr 2015, in dem einige Schwellenländerwährungen teilweise kollabierten und die Rohstoffpreise einbrachen, hat sich die Lage 2016 stabilisiert. Die Aktienmärkte der Schwellenländer sind letztes Jahr deutlich eingebrochen, aber dieses Jahr haben sie sich - wenn man die MSCI-Aktienindizes betrachtet - besser als die Aktienmärkte der Industrieländer mit Ausnahme der USA entwickelt. Diese Entwicklung wurde hauptsächlich von einem Anstieg der Rohstoffpreise und einer zurückhaltenden Einstellung der amerikanischen Zentralbank im Hinblick auf Zinserhöhungen getrieben - also von Faktoren, die nicht direkt aus den Schwellenländern selbst kommen."

2. Was hat Sie in Bezug auf die Schwellenländer 2016 am meisten überrascht?
"Es hat mich überrascht, wie sehr China dazu bereit war, das Wirtschaftswachstum zu stützen, u.a. durch die Inkaufnahme von sehr kräftigen Anstiegen am Immobilienmarkt und einem unhaltbar hohen Kreditwachstum."

3. Was sind Ihre Erwartungen für die Schwellenländer für das Jahr 2017?
"Insgesamt gibt es gute Gründe zu glauben, dass sich die Lage bessert. Alles in allem wird die lockere Geldpolitik des Westens die Volkswirtschaften der Schwellenländer unterstützen oder zumindest keinen großen Gegenwind verursachen - doch nur unter der Voraussetzung, dass die Inflation in den USA nicht allzu stark steigt. Falls das passiert, werden die Zinsen höchstwahrscheinlich schneller angehoben, als wir heute erwarten, und der Dollar wird gegenüber den Schwellenländerwährungen aufwerten, was für die Wirtschaft in vielen Schwellenländern mit Dollarschulden schädlich ist.

Aus Wachstumsgesichtspunkten erwarten wir daher, dass das Wachstum in den Schwellenländern schrittweise zunimmt. Wir gehen davon aus, dass die größte Erholung in Russland und Brasilien stattfinden wird, die beide 2017 erwartungsgemäß die Rezession hinter sich lassen sollten. Auch China, Indien, Südostasien und Osteuropa werden einen Beitrag leisten.

Was die Entwicklung des Aktienmarkts betrifft, werden die Gewinne pro Aktie unserer Ansicht nach steigen, und das wäre ein positiver Treiber für den Aktienmarkt insgesamt. Die große Frage ist, wie Donald Trump die amerikanische Politik verändern wird, insbesondere die Handelspolitik. Hier besteht das Risiko, dass die Schwellenländer unter einer protektionistischeren Haltung der USA leiden könnten."

4. In welchen Sektoren oder Ländern sehen Sie 2017 das größte Potenzial?
"Wir gehen davon aus, dass Russland und Brasilien aus der Rezession kommen werden. Hier gibt es also im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum Potenzial. Aber der Aktienmarkt ist dem Wirtschaftswachstum tendenziell ein paar Schritte voraus. Brasiliens Aktienmarkt ist dieses Jahr beispielsweise auf EUR-Basis bereits um etwa 60 Prozent gestiegen und Russland um ca. 40 Prozent (ebenfalls auf EUR-Basis). Das höchste Wirtschaftswachstum erwarten wir jedoch in Indien und Vietnam.

Wenn wir den Aktienmarkt in den Schwellenländern aus Bewertungsgesichtspunkten betrachten, erscheint uns der Finanz- und Bankensektor 2017 attraktiv. Das gilt auch für den IT-Sektor, wo viele Unternehmen in den Schwellenländern ein starkes Gewinnwachstum verzeichnen und nur wenig oder gar nicht verschuldet sind. Unserer Meinung nach kann der türkische Aktienmarkt 2017 positiv überraschen, wo momentan eine sehr hohe Risikoprämie eingepreist ist."

5. Welche Sektoren oder Länder betrachten Sie mit der größten Skepsis?
"Es gibt einige Schwellenländer, die 2017 Risiken unterliegen werden. Mexiko hängt stark vom Handel mit den USA ab. Wenn die USA also Restriktionen verhängen - wie der künftige Präsident Donald Trump angekündigt hat -, kann das das Land relativ hart treffen. In Brasilien gibt es immer noch einen Korruptionsskandal, der wie ein Damoklesschwert über dem Land schwebt und der nach wie vor die politische Situation erschüttern kann.

Die Türkei ist sowohl politisch als auch wirtschaftlich anfällig, da das Land unter anderem sehr stark von externen Finanzierungen abhängig ist. Gleichzeitig hat die türkische Lira gegenüber den anderen großen Währungen bereits stark abgewertet, und das wird die Rückzahlung von Krediten für die türkische Regierung und die Unternehmen des Landes verteuern. Ein Großteil dieser Unsicherheit ist bereits eingepreist, aber wir gehen weiterhin davon aus, dass mit der Türkei ein großes Risiko verbunden ist - und damit auch potenzielle Gewinne, wenn die Probleme des Landes abnehmen.

Auf Sektorebene ist der Rohstoffsektor in den Schwellenländern unserer Meinung nach bereits so stark gestiegen, dass man 2017 eventuell vorsichtig sein sollte."

Antti Raappana ist unter anderem Chefportfolioberater des Danske Invest SICAV Emerging and Frontier Markets Class A Fund, der Aktien aus den Schwellenländern und Grenzmärkten kombiniert.
 

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